Autoren: Bert Holldöbler, Edward O. Wilson
Verlag: Springer Spektrum, 2. Auflage 2013
Preis: Fr. 39.90 / € 29.99
ISBN: 978-3-642-32565-3
Unglaubliches aus einem Mikrokosmos
Zugegeben: Es handelt sich hier nicht um eine einfache Alltagslektüre. Aber: Die Lesereise lohnt sich!
Wer die hervorragende Bienenausstellung von Urs Weibel im Allerheiligenmuseum gesehen hat, wurde vielleicht infiziert von den begeisternden Vorstellungen des „Superorganismus Biene“. Jürgen Tautz brachte dies in seinem Vortrag und in seinen Veröffentlichungen sehr lebendig zur Darstellung. Aus der gleichen „Ecke“, der Uni Würzburg, kommt Bert Holldöbler und beschreibt, wen wunderts, den „Superorganismus Ameise“. Offensichtlich gibt es hier eine Forschergruppe, welche Phänomenen innerhalb der Klasse der Insekten in jahrelanger, emsiger Fleissarbeit im Feld wie im Labor nachgeht und ein gemeinsames Prinzip formuliert. Neben ihrer Hartnäckigkeit und Kreativität verfügen diese Wissenschaftler auch über die Gabe, ihre Erkenntnisse auf spannende Weise einem Laienpublikum nahe zu bringen. So tut sich bei der Lektüre dieses Buches in der Tat eine Welt auf, deren Vielfalt, Komplexität und Genialität in den Bann zieht wie ein guter Krimi.
Wir Vogelkundler*innen schauen in der Regel nach oben, sodass uns die Ameisen beim Gang durch die Natur eher entgehen. Abgesehen von der banalen Tatsache, dass Ameisen Futter für Vögel sind, könnten sie dennoch ins Blickfeld geraten, wenn sie in der Beobachtungspause unsere Brotkrümel „versorgen“, die Blattläuse vor unseren Augen „melken“ oder auf „Strassen“ am Weg oder einen Baumstamm hochziehen. Es ist schier unglaublich, zu welchen Leistungen Ameisen als Individuum und insbesondere im Kollektiv, eben als „Superorganismus“ in der Lage sind. Die Vielfalt an Kommunikation und Zusammenarbeit lässt einen denken, homo sapiens könnte noch einiges lernen...
Meine Freunde sind die Weberameisen. Warum? Nachlesen bei Holldöbler und Wilson!
Andreas Reich, Juni 2016