Autor/in: Lederer, Burr
Verlag: Dumont, 1. Auflage 2014
Preis: 38.90 Fr.
ISBN: 978-3-8321-9491-6
Ein Blick über den Tellerrand
Zugegeben, dieses Buch „muss“ man als Vogelkundler*in nicht besitzen. Doch es ist ein wunderbarer Begleiter für müssige Stunden und weitet den Blick jenseits des Üblichen. Das Vergnügen beginnt mit der ansprechenden Ausstattung, gebunden in festem Karton, gute, griffige Papierqualität, Lesebändchen. Bibliophile erfreuen sich zudem über die Vielzahl hübscher Zeichnungen in altertümlichem Stil, dem Inhalt angemessen. Denn wir sind vorwiegend bei den alten Sprachen Latein und Griechisch, von denen die wissenschaftlichen Vogelnamen abgeleitet sind. Diese sind alphabetisch geordnet von Aalge (Alkenvogel aus dem Dänischen, wie in Uria aalge, Trottellumme) bis Zosterops (Griechisch, zoster, Leibgurt, Gürtel, und ops, Auge, wie Zosterops senegalensis, Senegalbrillenvogel). Aus den Beispielen wird deutlich: Es geht um Vogelarten der Welt und es finden sich Erklärungen zu „Vor- und Nachnamen“ der binären Nomenklatur nach Linné.
Nun dient das Buch nicht nur als Nachschlagewerk für Neugierige, die einen Artnamen verstehen wollen. Es gibt eine Reihe von Einschüben und Kästen. Allein diese verführen zum Schmökern. So finden sich kurz gehaltene, spannende Biographien bekannten Ornitholog*innen (meine Favoritin ist Phoebe Snetsinger, eine exzentrische alte Dame, die in ihrem Leben über 8400 Arten weltweit beobachtet haben soll, womit sie zu einem erlauchten Kreis von etwa 12 Menschen gehört). Texte zu Gattungsnamen mit interessanten sprachwissenschaftlichen und vogelkundlichen Informationen wechseln mit allgemeinen ornithologischen Themen. So blättert man gemütlich auf dem Sofa liegend bei einer heissen Tasse von irgendwas und schmökert sich vorwärts, während es draussen nebelt, grieselt und grauslich ist…
Andreas Reich, März 2016