Wie viele Feldlerchen sind noch da?

Mit ihrem wunderbaren, im Flug ausdauernd vorgetragenen Gesang berührt die Feldlerche seit jeher die Herzen des Menschen. Doch damit ist vielerorts Schluss. Die Feldlerche droht - als Charaktervogel des Kulturlands - in Zukunft als Brutvogel in der Schweiz zu verschwinden. Sie steht auf der Roten Liste der bedrohten Vogelarten mit dem Status "verletzlich"; eine Stufe höher als noch vor zehn Jahren.

 

BirdLife Schweiz hat die Feldlerche zum Vogel des Jahres 2022 ernannt. Sie ist ein typische Bewohnerin der offenen Kultur- und Agrarlandschaften in der Schweiz, in einem Lebensraum, der in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark unter der abnehmenden Biodiversität leidet. Die Feldlerche war bis in die 1970er Jahre eine weit verbreitete Vogelart der Schweiz, namentlich im Mittelland, entlang des Jura bis hinein in die Alpentäler. Die intensiv zugenommene Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen sowie die Zerschneidung von Landschaften führte ab Mitte der 1970er Jahre zu einem Verlust von Lebensräumen der Feldlerche, verbunden mit einem dramatischen Niedergang der Bestandsdichte in der Schweiz.

 

Eine Feldlerche im Flug. (Foto: Stephan Trösch)
Eine Feldlerche im Flug. (Foto: Stephan Trösch)

Schaffhausen ist Feldlerchen-Hotspot

Die Feldlerche kommt in vielen Gebieten der Schweiz heute nicht mehr oder nur noch lückenhaft vor. Im Kanton Zürich beispielsweise sank der Bestand von 2008 bis 2017 um die Hälfte, in anderen Regionen bis über 70 % oder im internationalen Bodenseegebiet seit den 1990er Jahren um über 80 %. Der Klettgau ist - gemäss Brutvogelatlas 2016 der Schweizerischen Vogelwart - eines der wenigen Gebiete, in der die Art noch gut zu beobachten ist.

 

Petra Bachmann, Ressortleiterin Naturschutz im Planungs- und Naturschutzamt des Kantons Schaffhausen, betont die hohe Bedeutung, welche die Feldlerche im Kanton Schaffhausen hat. Viele Landwirte haben in den letzten Jahren Buntbrachen oder Feldlerchenfenster u.a. angelegt. Dank diesen Massnahmen kommt die Feldlerche noch in unserer Kulturlandschaft vor, was in weiten Teilen des Mittellandes nicht mehr selbstverständlich ist.

 

Buntbrachen werten den Lebensraum u.a. für die Feldlerche auf. (Foto: Stephan Trösch)
Buntbrachen werten den Lebensraum u.a. für die Feldlerche auf. (Foto: Stephan Trösch)

Feldlerchen-Zählung im Kanton Schaffhausen

Die Ernennung der Feldlerche zum Vogel des Jahres 2022 war Anlass dazu, eine kantonsweite Kartierung durchzuführen. Ziel dieses Projekt ist, einen klareren Überblick der Verbreitung und des Dichtevorkommens der Feldlerche zu erhalten.

 

Mitte April dieses Jahres starteten also Ornithologinnen und Ornithologen der Region Schaffhausen in Zusammenarbeit mit dem Planungs- und Naturschutzamt des Kantons Schaffhausen und mit finanzieller Unterstützung des BAFU ein Citizens Science-Projekt zur Bestandserfassung der Feldlerche im ganzen Kanton Schaffhausen. Stephan Trösch – seines Zeichens langjähriger Ornithologe und Mitglied des erweiterten turdus-Vorstands – leitet das Projekt. Gemeinsam mit 22 Freiwilligen kartiere er in 271 Kilometer-Quadraten – aufgeteilt in 19 Regionen – die Feldlerchen in geeigneten bzw. potenziellen Lebensräumen. je einmal im April und Mai. Die Ergebnisse werden punktgenau in kartografische Datenblätter und online in das Tool von www.ornitho.ch eingetragen.

 

Über die Sommermonate steht nun die Auswertung an. Die Ergebnisse werden in der Herbstausgabe des Ornis sowie von Stephan Trösch am 27. Oktober 2022 im Museum zu Allerheiligen präsentiert (vgl. Jahresprogramm).

turdus-Co-Präsidentin Jeannine Bolt bei der Feldlerchen-Kartierung. (Foto: Stephan Trösch)
turdus-Co-Präsidentin Jeannine Bolt bei der Feldlerchen-Kartierung. (Foto: Stephan Trösch)